Im Schneegestöber am grossen Engstligenfall

... leider ist der Photoapparat zu Hause geblieben ...


Am Samstag 3. März 2006 herrscht in tieferen Lagen nasskaltes Wetter, so richtig um wieder einmal auszuschlafen ...

... oder die Eisausrüstung zusammenzupacken und Richtung Adelboden zu fahren um den grossen Engstligeneisfall zu durchsteigen. In Adelboden verwandelte sich das abweisende Wetter dann in eine wunderschöne Winterlandschaft. Überall waren Schneepflüge im Einsatz um die tief verschneiten Wege zu befreien.

Christoph Gasser und ich vereinbarten uns zu einer lockeren (Eis) Abschlusstour, mit grossem Andrang war bei diesem Wetter nicht zu rechnen. Trotzdem waren wir bereits um 08:30 unten am Eisfall, nachdem wir, bzw Christoph voraus sich mit den Schneeschuhen einen Weg durch den hohen Schnee gebahnt hatte.

Weniger die Schwierigkeit des Eisfalls gab uns heute etwas zu denken als vielmehr die bestehende Lawinengefahr im ganzen Alpengebiet und natürlich speziell in Adelboden. Um es gleich vorweg zu nehmen, beim Abseilen löste sich in unserer Sichtweite eine grosse Lawine und donnerte mit einem Krachen in die Tiefe, eine weisse Staubwolke hinterlassend.

Nach unserer Einschätzung (diese kann natürlich immer auch falsch sein), konnten wir es jedoch riskieren, obwohl sich auch bei uns ab und zu kleinere Schneerutsche lösten und sich über uns ergossen. Das Eisklettern in diesem Eisfall bietet keine grossen Schwierigkeiten, es hat nur wenig schwierige Stellen. Der Eisfall zählt zu den klassischen Eistouren und ist sicher auch gut dazu geeignet sich an das Medium Eis zu gewöhnen.

Oft mussten wir in den flacheren Partien kiloweise Schnee niedertreten, bevor man dann wieder einen Eisaufschwung erreichte. Wir klettern zügig, überschlagend - das heisst jeder klettert im Nachstieg und dann sogleich im Vorstieg. Man findet gute Stände am Fels oder an Bäumen.

Das Wetter wird jedoch nun mehr und mehr garstig, es stürmt in der Höhe, zudem wird es wärmer. Oben angekommen, nach ca. 160m, seilen wir rasch ab, in der untersten Seillänge verklemmt sich dann das Seil noch derart im tiefen Schnee, so dass wir beide mit unserem vollen Gewicht daran reissen müssen um es abzuziehen. Nun herrscht endgültig Sintflut, und wir sind arg durchnässt, bei Kaffee und Kuchen schliessen wir wohl die Eissaison 2005/2006 ab.

Oberdiessbach, 05.03.2006, Martin Zahn