Petersgrat - Die weisse Hochebene im Berner Oberland

Hochtour vom 30.07.2005 - 01.08.2005, Andreas Wampfler / Marianne & Martin Zahn

Route: Kiental - Gamchilücke - Mutthornhütte - Petersgrat - Lötschental


Imposante Gletscherwelt

Neben dem weltberühmten Aletschgletscher, der zum UNESCO-Weltnaturerbe Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn gehört, ist die Hochebene des Petersgrat zusammen mit dem Kanderfirn nicht minder beeindruckend. Dem Wikipedia kann man folgendes entnehmen:

Der Kanderfirn ist 6 km lang, im Tal durchschnittlich 1.5 km breit und bedeckt eine Fläche von ungefähr 13 km². Der Gletscher nimmt seinen Ausgangspunkt an der Westflanke des Tschingelhorns sowie auf dem fast völlig eisbedeckten Petersgrat (bis 3203 müM.), über den die Kantonsgrenze zwischen Bern und Wallis verläuft.

Der Petersgrat bildet ein wichtiges Eisnachschubgebiet für den Kanderfirn. Dieser fliesst mit gleichmässigem Gefälle von rund 10% nach Südwesten, auf der Nordseite flankiert von den steilen Felswänden der Blüemlisalp. In seinem untersten Abschnitt wird der Kanderfirn auch Alpetligletscher genannt.

Die Gletscherzunge befindet sich derzeit auf einer Höhe von 2300 m ü. M. oberhalb eines Steilabfalls in das Gasterental. Gegen Nordosten ist der Kanderfirn über den firnbedeckten Tschingelpass (2787 müM.) mit dem Tschingelfirn verbunden. Am Felshang des Mutthorns südlich dieses Passübergangs steht die Mutthornhütte auf 2900 müM. Sie ist nur über Gletscher, entweder vom Gasterntal oder vom Lauterbrunnental her zu erreichen.

 

Blick vom «Dach der Tour» auf das Lauterbrunnen Breithorn - überwältigend!


Blick vom Petersgrat auf das Lauterbrunnen Breithorn

Zustieg über die Gamchilücke

Wir wählen den anspruchsvollsten Zustieg zur Mutthornhütte über die Gamchilücke - die Premiere für Marianne und Res auf Steigeisen und ausgerüstet mit Pickel soll ja nicht einfach «nur» eine Gletscherwanderung werden. Die Rollen sind also klar verteilt, ich als «stolzer Bergführer», darf zwei «Neulinge» ins Metier des Bergsteigens einführen. Das Ziel dieser Hochtour ist somit das «gute Erlebnis», möglichst ohne Murks und Würgen. Im Laufe all meiner Touren habe ich mittlerweile einen Spürsinn für lauernde Gefahren entwickelt - man wird mit der Erfahrung eher vorsichtiger als nachlässiger. Man erkennt Steinschlagzonen, nimmt das rauschende Geräusch von fliessendem Wasser unter dem Gletscher als Gefahr wahr und «riecht» Spalten förmlich.
 


Zustieg zur Gamchilücke bei garstigem Wetter

Der Samstag 30. Juli 2005 ist kein Prachtstag, Nebelschwaden hängen hartnäckig auf der Alpennordseite und das Gamchi sieht alles andere als einladend aus.

Nach der «
Gratisdusche» auf dem Bergweg Richtung Gspaltenhornhütte steigen wir die steile Moräne zum Gamchigletscher hoch.

Beim Anblick des dunklen, zerfurchten Gletschers entfährt es Marianne spontan: «Was - dort hinauf willst Du mit uns ...»

Lange kann sich Res, der exzellente Runner, nicht von seinen gut eingelaufenen Läuferschuhen trennen - doch beim Anblick des Gamchigletschers brauche ich keine Überredungskünste mehr, diese nun doch im Rucksack zu versorgen und gegen steigeisenfeste Bergschuhe auszutauschen. Wir machen ein kurzes Briefing über das Verhalten auf einem Gletscher - wenn möglich immer ein gestrecktes Seil, um im Falle eines Spaltensturzes den Seilpartner nicht tief einbrechen zu lassen.
 

Dann geht es los und es wird still in der Gruppe. Die Konzentration ist vorhanden - das ist gut so! Der Gamchigletscher bietet wahrlich keinen schönen Anblick - dunkel und mit Spalten übersäht. Die Spalten sind jedoch gut sichtbar, teilweise liegt noch alter Schnee. Im oberen Teil wird der Gletscher recht steil, für 12 Zacken Steigeisen aber null Problem.


Umgang mit Steigeisen, Seil, Pickel und Bergschuhen ...

Wir steigen hoch, teilweise auf dem Pickel abgestützt, dann wieder als Halt in der Hand. Es ist warm und wir schwitzen, was das Zeug hält.

Der von mir befürchtete Gletscherschrund am oberen Ende des Gletschers erweist sich als harmlos, wir können die Felsen leicht erreichen. Auch hier macht sich das Abschmelzen des Gletschers bemerkbar - neue Stahlketten blitzen im spärlichen Sonnenlicht - ein Indiz also, dass man hier wohl regelmässig die Sicherungsketten verlängern muss, um den Übergang von der Nord auf die Südseite zum Tschingelfirn zu ermöglichen.
 


Klettern am Felsriegel der Gamchilücke

Das steile Felsband der Gamchilücke ist ein einziger Schotterhaufen, mein Versuch hochzusteigen und Marianne und Res von oben zu sichern, muss ich nach ein paar Klettermeter sofort abbrechen.

Überall loses Geröll, das in die Tiefe purzeln kann und die Nachsteiger gefährdet. Es ist mir ein Rätsel, wie die vor uns gestartete SAC Gruppe mit 20 Leuten ohne Schaden diesen Felsriegel überwunden hat ...

Ich lasse Marianne und Res nachsteigen und gemeinsam mit kleinstem Abstand zwischen einander erklimmen und erkraxeln wir den Grat - manchmal auf allen Vieren im bodenlosen Morast.

Auf dem Grat - ein erster überwältigender Anblick auf den Tschingelfirn auf der Rückseite der Gamchilücke - alles ist weiss in weiss und gleissendes Licht strapaziert unsere Augen, trotz dunkler Sonnenbrille.

Ich entscheide mich dafür, Marianne und Res am 50m langen Seil an der guten Stahlstange, welche oben auf dem Grat fest verankert ist, mit dem Halbmastwurf hinunterzulassen. Auch auf der Südseite der Gamchilücke nichts als Geröll, zu gefährlich, um hier ungesichert abzusteigen. Würde jemand sich in den Steigeisen verheddern und stolpern, ich wäre nicht in der Lage, einen solchen Sturz zu halten in diesem bodenlosen Wirrwarr.
 

Nebst uralten, verrosteten Ketten erkennen wir auch hier brandneue, glitzernde Ketten. Der Gletscher senkt sich mehr und mehr ab. Noch können wir die Umrisse der hochalpinen Gegend nur erahnen, dichter Nebel verbreitet eine gespenstisch anmutende Szenerie.


Abseilen auf der Südseite der Gamchilücke

Wenn der Nebel kurz aufreisst können wir das Mutthorn erkennen, das eine «Insel» im mächtigen Tschingel-/Kanderfirn Gletscher bildet. Ohne Schaden erreichen wir den Gletscher, seilen uns wieder zusammen und marschieren in Richtung Mutthorn.

Der anspruchsvolle Teil unserer Tour ist nun überwunden, der Zugang zur Mutthornhütte ist einfach und ohne nennenswerte Steigungen. Wir umrunden das Mutthorn auf der westlichen Seite, nicht aber ohne noch einen ausgiebigen Rast auf einem sicheren Felsband zu geniessen. Die riesige Hochebene breitet sich vor uns aus, wir erkennen in der Ferne zwei kleine Menschlein, die von Selden im Gasterntal zur Mutthornhütte hochsteigen. Auch wenn wir uns nicht in den Anden oder dem Himalaja Gebiet aufhalten, so sind doch die Ausdehnungen hier oben beeindruckend.


Beeindruckende Ausdehnung des Kanderfirns vom Fusse des Mutthorn aus gesehen.


Hüttenwein, Hobelkäse und Nervenkitzel bei der Mutthornhütte

Die kurze Rast benütze ich auch dazu, eine kurze «Risikoanalyse», wie das mittlerweile modern heisst, durchzuführen. Zwei Fehler sind mir bis jetzt unterlaufen. Zum einen standen wir auf dem Gletscher unterhalb der Gamchilücke alle an der gleichen Stelle - würde ausgerechnet dort der Gletscher einbrechen, wir wären verloren! Zum zweiten, sind wir wegen der Wärme nur in T-Shirts über den Gletscher marschiert, bei einem Spaltensturz würden wir rasch auskühlen im Eis, vor allem dann, wenn man eingeklemmt ist. Aus diesem Grund sollte man immer eine wasserdichte Goretex Jacke tragen auf einem Gletscher. Ja nun, Komfort kommt hier nun halt mal vor Sicherheit.
 


Die Mutthornhütte ist in Sichtweite

Frisch gestärkt erreichen wir früher als eingeplant die Mutthornhütte, das GPS von Res hat die Position bereits früh berechnet und fast auf den Meter genau das Ziel vorangekündigt.

Nach und nach lösen sich die Nebelschwaden auf und das Tschingelhorn zeigt sich in voller Pracht, die Mutthornhütte liegt unmittelbar unterhalb davon.


Blick von der Terasse der Mutthornhütte auf das Tschingelhorn

 

Ganz in der Nähe der Hütte erkennen wir einen riesigen Gletscherkrater mit kristallklarem Wasser - wäre dieses nicht nahe am Gefrierpunkt, ein erfrischendes Bad könnte uns da wohl nicht abhalten.


Der Gletscherkrater bei der Mutthornhütte

Wie erwartet sind wir heute nicht allein in der Mutthornhütte. Die nahe Umgebung der Hütte ist übersät von Steigeisen und Bergschuhen, die hier zum Trocknen ausgelegt werden. Wir werden von einer strahlenden Erika Brunner (Hüttenwartin) mit einem Glas warmen Tee erwartet, welch wohltuender Empfang hier oben!
 

Beim überaus grandiose Anblick auf das Tschingelhorn lassen wir uns auf der Sonnenterasse der Mutthornhütte weiter verwöhnen. Erika Brunner bringt uns den Hüttenwein  (siehe Photo rechts ...) mit einem Hobelkäseteller - das ist Leben!

Im Hintergrund erkennet man den zerfurchteten Gletscher unterhalb des Tschingelhorns.


Das Hüttenleben bei der Mutthornhütte ...

Nun ist auch die Sonne aus dem Nebel hervorgetreten und unsere Stimmung an diesem wunderschönen Ort ist angesichts eines kühlen Biers und des Weins sehr gehoben ...

Trotzdem werden wir plötzlich in die Realität zurückgerissen - zwei verspätete Bergsteiger steigen auf der Tschingelhornseite zur Hütte hoch. Der Gletscher ist dort extrem zerklüftet, riesige nach unten geöffnete Spalten, die beim Anstieg kaum erkennt werden können. Mir läuft es schlicht kalt über den Rücken herunter, hier ist die Wahrscheinlichkeit eines sehr gefährlichen Spaltensturzes sicher mehr als 50%, inbesondere auch deshalb weil der deckende Schnee in der heissen Nachmittagssonne aufgeweicht ist.
 

Offenbar sind sich die beiden Bergsteiger der grossen Gefahr nicht bewusst. Unter ihnen liegt eine sich öffnende, riesige Spalte, die einem das Schaudern einflösst.


... in Anbetracht einer sehr heiklen Situation!

Seelenruhig macht der Vorsteiger im Spaltenbereich noch eine Rast. Wir können nur zuschauen und hoffen das alles gut geht - es ging gut, beim Nachtessen frage ich die zwei, ob sie sich er Gefahr bewusst waren - ich erhalte keinen klaren Kommentar. Dies ist wohl nur ein Beispiel der sich täglich abspielenden «Dramen», die Gott sei Dank meist gut ausgehen.

Wauu, welch ein Prachtswetter

In der Nacht muss ich mehrmals unter der warmen Schwedendecke hervorkriechen und in die Dunkelheit vor der Hütte heraustreten - der literweise getrunkene Tee lässt mich nicht lange ruhig schlafen. Die Wolkendecke ist verschwunden und das Sternenmeer ist perfekt. Die Sichel des Mondes strahlt ein fahles Licht, es ist kalt. Mein Herz hüpft vor Freude - wauu. Mein Stossgebet hat gewirkt und wurde von oben erhört. Mir ist es deutlich wohler nach solch einer klaren, kalten Nacht über die Spalten zu wandern. Die Schneebrücken sind dann alle gefroren und halten in der Regel problemlos. Im Bergsteiger Jargon nennt man dies auch: «Der Schnee hat angezogen» - das ist es, was sich jeder wünscht.


Sonntag. 01. August 2005, auf 2898müM, Koordinaten: 630.050/148.400 - ein Bilderbuchtag erwartet uns!

Ich kann nach 03:00 nicht mehr schlafen, das Wetter hat mich aus der Fassung gebracht. Genau das was ich mir so gewünscht hatte. Um 04:00 verabschiede ich mich vor der Hütte von zwei Bergsteigern, die auf das Tschingelhorn wollen. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen und etwas wehmütig muss ich erkennen, das es eigentlich das ist was ich jetzt möchte. Doch heute ist meine Aufgabe eine andere, ich will Marianne und Res die phantastische Gebirgswelt hier oben zeigen, persönliche Interessen haben jetzt also nichts verloren.
 


Bei Topverhältnissen im Aufstieg Richtung Tschingelhorn

Bei besten Verhältnissen (kalt, gefrorener, trittfester Schnee), steigen wir in einem grossen Bogen unter das Tschingelhorn.

Von dort entlang des Gletscherschrundes in Richtung des höchstem Punktes zum Petersgrat.

Die Wahl dieses Weges, der entlang eines geneigten Firnfeldes führt hat nichts mit Schikane zu tun (ich weiss, wir hätten es einfacher haben können ...), Marianne und Res sollen hier etwas üben im Steigeisenlaufen, auch wenn das Gelände hier etwas anspruchsvoller ist als unten.

Leicht steigen wir höher und höher und bald erreichen wir den breiten Rücken des Petersgrats. Eine schier unbeschreibbare Szenerie erwartet uns hier oben, die wohl auch jeden noch so eingefleischten Flachländler «aus den Socken hebt». Bietschhorn, Monte Rosa, Matterhorn, Nesthorn, Breithorn, Fiescherhorn ... ich kann fast nicht stoppen beim Aufzählen meiner Lieblinge ... «Ja, äs fahrt mer wieder mau gwautig i hie obe ...».

Lied vo de Bärge (Tinu Heiniger)

Grossvater, nei, bitte, mach's nid
Erklär de Lütt d'Bärge hütt nid
Grossvater, nei, i bi dergäge
Dass d'aune Lütt Bärge muesch säge
Schwyg jetze, Grossvater , chumm hei!
Grossvatter, süsch gahn i alei!
U ds nächschte mau blyb i dahei!

Grossvater Schär steit uf em Gipfu,z'mitts i frömde Lütt u zeigt ne syner Bärge, dass's mi stört, das stört ihn nüt

Är fuchtlet mit sym Stäcke wiud ir Gägend umenang Är kennt jede Spitz u jede Grat u kennt e jedes Horn u jede Wang

Chumm hei, Grossvater, la mi gah!
Nüt isch! Är het mi feschter ar Hang!
Mou, la mi gah! la los! Nüt isch!
Ähet mi fescht i syre Hang!

Grüess Gott, Schär isch my Nam, ah, jäso
Dir syt hütt ds erscht Mau hie ueche cho!
Jä, u de d'Bärge, kennet dir se chli?
Jäja, Schär kennt e jede hoger hie!

So luegit, dert, der Eiger linggs U d'Eigerwand, jäja Scho mänge libe Kamerad Het dert sys Läbe müesse la! Dert, rächter Hand, das isch der Mönch U dert, dernäbe luegit! Gäuit! Breit u wunderschön! Da' sch üsi Jungfrou!

Ja, si isch ganz nach u scharf hütt - wägem
Föhn! U dä derthie, lue Martin, lue!
Dä chlyn derthie, da' sch d' Männliflue!

Dert sd Sattuhorn
U ds Gspaltehorn
U ds Frommbärghorn
Ds Chindbettihorn
U der Suggiturm

U hie, nei da, nei dert
Dert linggs, meh rächts
Dert, luegit, lue:
Büttlasse, Petersgrat u Dammastock u
Aebniflue!
Dert! Luegit, die Nase, dä Rügge, das
Füdle, dä Höck!
U luegit die Gringe derthinge, d'Schaflägerstöck!
U hinger üs der Chasseral, der Mong Soleil!
Grossvatter, chumm doch jetz, mir wie jetz hei!

Lue Wysshorn
Ds Schwarzhorn
Ds Grüenhorn
Ds Rothorn
Ds Silberhorn
U ds Rosehorn!
U ds Breithorn
Ds Grosshorn
Ds Schreckhorn
Ds Stockhorn
Ds Schildhorn
Ds Tannhorn
Ds Albrischthorn
U ds Ougschmatthorn
U Bonderchrinde, Bonderalp u Bonderspitz!
He, du, Grossvatter! Chumm doch jetz!

Lue ds Schafhorn
Ds Hundshorn

U der Ochs
Der Aff
U d Muus u d'Chatz
U ds Rinderhorn
U ds Chinderhorn
Di sibe Hängschte
D'Sichle u der Hammer
U dert - lue
My lieb Hohgant!
Der Schybegütsch
U d'Schratteflue!

Der Aabebärg
U ds Steischlaghorn!
U dBIre
U ds Morge- u ds Mittaghorn!
Grossvatter, i ha Hunger, i wott gah!
Nüt isch! Martin! Jetz blybsch du da!

Wohäre wosch? Blyb! Mach nid ds Chalb!
Lue, Doldehorn u Blüemlisalp!
Dert geit's über d Gemmi, dert wär Leukerbad!
Grossvatter, chunnsch jetz, i wäri parat!

Balmhorn, Altels, dert bini mängisch dobe gsy!
U dert dä läng u wild, der Strubel vis-à-vis!
Vordrann der Niese, stouz u spitz u breit
Lue, gsehsch es ds Bähndli, lue wie's uechegeit!

Dä spitzig dert, der Gabuspitz!
Eh, lue, wär chunnt, Gottwiuche, Fritz!
Schär Aernscht! Du hie! Wie geit's? Salü!
Ou weisch no ufem Pizpalü!

Ja gäu, Fritz, lue dert ds Dündehorn!
U d'Fründehütte, ds Fründehorn!

U hie, nei da, nei dert
Dert linggs, meh rächts
Dert, lue Fritz, lue:

Büttlasse, Petersgrat u Dammastock u
Aebniflue!
Dert, gsehsch se, die Nase, dä Rügge, das
Füdle, dä Höck!
U gsehsch se, die Gringe derthinge, d'Schaflägerstöck!
U hinger üs der Chasseral, der Mong Soleil!
Grossvatter, Ehrewort! Jetz chum doch hei!

Dert d'Wätterlatte
Ds Wätterhorn
U ds Naduhorn
Ds Stecknaduhorn
U ds Tschingelhorn
U ds Tschingellochtihorn!
Dert Dang du Midi
Heftizäng!
Dert Ängelshörner
Grang Combäng!
Der Mongblang dert
U d'Monte Rosa, lue
Der höchscht vor Schwyz!
Grossvater, i gah jetz afe mit em Fritz!
Schwyg Martin, lue, der Dufourspitz!

Är fuchtlet mit sym Stäcke wiud ir Gägend umenang!
Är kennt e jede Spitz u jede Grat u kennt e jedes Horn u jedi Wang!

U wenn i hütt i d'Bärge gah
U wenn i hütt hie obä stah
Steit Schär Aernscht wider näbedra!


Da gibt's wohl nicht mehr viel zu sagen - ob ich wohl auch mal so ende .... wie Tinu Heiniger's Grossvater.

Auf dem Dach der Tour


Tinu Zahn als Bergführer mit Marianne auf dem Top des Petersgrat - im Hintergrund der ungewohnte Anblick der Blüemlisalp von Süden aus gesehen.

Wir haben uns gemeinsam für den Abstieg ins Lötschental entschieden. Dabei gibt es natürlich mehrere Möglichkeiten. Dem Hüttenbuch der Mutthornhütte können wir entnehmen, dass die meisten Abstiege nach Selden im Gasterntal erfolgen oder aber auf die Fafleralp im Lötschental. Brecht Wandfluh hat mir den Abstieg nach Blatten / Ried empfohlen. Vom höchsten Punkt des Petersgrat steigt man dann in einem 90 Grad Winkel zum Petersgrat in Richtung Tennbachhorn ins Lötschental ab.

Oben auf dem Petersgrat ist der Gletscher vollkommen flach. Je mehr man absteigt ins Lötschental umso steiler wird es, ähnlich wie auf dem Rücken eines Elefanten. Nun drehen wir die gewohnte Marschreihenfolge um, Res zu vorderst, Marianne in der Mitte und ich zu hinterst. Sollte jemand stolpern, so will ich eine Chance haben den Sturz zu sichern und nicht mitgerissen zu werden.
 

Noch ist der Gletscher flach, doch schon bald nimmt die Neigung zu und wir können nicht mehr so leicht absteigen.

Ich sichere Marianne und Res am gestreckten Seil. Ein Stolpern in den Steigeisen wäre nun fatal, also muss ich 100% bereit sein.


Abstieg vom breiten Rücken des Petersgrat in Richtung Lötschental

Im Hintergrund erkennen wir die Pyramide des Bietschhorns ... wo ich vor zwei Jahren beim Zustieg auf dem Baltschiedergletscher einen Spaltensturz dank Ruedi Büschlen überlebt habe.

Im steilen Schlussabstieg vom Gletscher auf die Felsen richte ich im guten, festen Eis mit Eisschrauben einen Stand ein. Hier wäre es viel zu heikel gemeinsam abzusteigen, ich könnte einen Sturz nicht mehr halten.


Bombenfester Stand mit Eisschrauben und Ausgleichsverankerung vom Feinsten.

Zum Glück reicht das 50m Seil bis fast an das Ende des Gletschers, bzw. den Anfang der flachen Felsen. Mittels Halbmastwurf lasse ich zuerst Res und dann Marianne hinunter. Gefahrlos können sie die restlichen Meter selbst absteigen. Ich klettere auf den Frontzacken ab, nachdem ich den Stand abgebaut habe - No Problem.
 


Abseilaktion vom Gletscher auf die Felsen

Nun, der Rest der Tour ist bald beschrieben, Ein unendlich langer Weg ins Lötschental beginnt. Kein wirklich schöner Abstieg, von den beschriebenen Wegspuren finden wir kaum etwas. Trotzdem ist grösste Vorsicht geboten, ereignen sich Unfälle doch oft gerade in solchem «Absturzgelände», wo jeder für seine eigene Sicherheit verantwortlich ist.

Es wird auch wärmer und wärmer und nach langem Mühen erreichen wir endlich den Talgrund und können auf weiss-rot markierten Bergweg nach Ried absteigen. Nach etwas mehr als 6 Stunden erreichen wir die Postautostation in Ried.


Das saftige Grün und die ersten Alpenblumen begrüssen uns.

Der 01. August 2005 und damit die erste Hochtour für Marianne und Res mit Pickel, Steigeisen und Gstältli geht dem Ende entgegen. Eine Erinnerung, die uns allen erhalten bleibt und von der wir wohl im Altersheim dann noch etwas träumen werden.

Oberdiessbach, 07. August 2005, Tinu Zahn